Da hat er sich nun verabschiedet, der Sohn des Liedermachers – nach 5 Jahren des Wachkomas. Mit nur 32 Jahren… Einer von vielen, die uns tagtäglich auf dem Weg hinter den Horizont Adieu sagen… Begegnung finden wir mit den wenigsten! Die Erde ist eine Kugel und der Mensch dreht sich wie sein Planet um sich selbst!
Die Ursache hierfür bleibt für jemanden wie mich unergründet. Seit ewigen Zeiten umsäumt uns dieser Zustand und vielleicht ist es am Ende doch so, dass sich jeder im jämmerlichen Überlebenskampf immer selbst der Nächste bleibt… Wie sinnfrei, bedenken wir das kurze Aufflackern eines kleinen Lichts, was unser Leben auf Erden ausmacht. So bedeutungslos wie das Leben einer Eintagsfliege. Gerade auf die Welt geworfen, sind wir auch schon wieder entschwunden. Das Licht nichts weiter als ein Flackern. Leider scheint das entweder niemandem bewusst zu sein oder die Bewältigung des Alltags erfährt eine derartige Relevanz, dass wir es einfach verdrängen bzw. vergessen. Nichts fällt uns leichter, als quälende Fragen nach der Existenzbegründung in die Ecke zu schieben und mit den profanen Alltäglichkeiten zu überpinseln. Da werden wir doch zum regelrechten Künstler und übertreffen uns fast selbst und seinesgleichen sowieso.
Ich kann mich nicht ausnehmen im Ausverkauf des Seins – weise ich mich doch zum Schutz meiner Person als etwas „Besonderes“ aus und prahle meine falsche Arroganz durch die Welt. Ja nun, eines sei mir zugute gesprochen, es bedarf eines gewissen Maßes an Sensibilität und emotionaler Intelligenz, um auf der Überholspur zu bleiben, ohne, dass die Seele vollkommen auf der Strecke bleibt. Mein Verderben dabei bleibt, dass ich mich im Einerlei des emsigen „Ameisenartigen“ Tuns der Mitbewohner auf diesem wunderbaren Planeten so unerträglich langweile. In der ständigen persönlichen Reflektion, fühle ich, es kommt immer mehr einer ureigenen Einsamkeit gleich. Ich fühl mich allein unter unendlich vielen. „Überall sind Menschen in den Straßen – kenn’ ich nicht, gehöre nicht dazu…“ (Blumfeld, Jochen Distelmeyer, Draußen auf Kaution). Oder das Leben der anderen ist es, was das eigene so unerträglich macht.
Und so lässt es sich nicht vermeiden, dass die „anderen“ das eine oder andere Mal mit ihren gähnenden Nebensächlichkeiten auch mein ureigenes Territorium betreten. Ich habe es wohl nicht eindeutig markiert, was meiner manchmal aufkeimenden Selbstgefälligkeit und meiner schon kranken Rücksichtnahme zu schulden ist. Aber ich ziehe meinen Koffer jetzt wieder über das Kopfsteinpflaster, egal wie früh der Tag sich ankündigen mag. Sollen sie sich wälzen in ihren Betten und mögen sie sich ein Kissen auf die Ohren drücken, um das Scharren der Räder nicht zu hören. Am Ende geht es auch mir um mein kleines „Hülke-Sein“, denn schließlich „liebt mich keiner so wie ich“! ;)
Selbstliebe – auch ein Segen, der den wenigsten gegeben ist. Immerhin habe ich diesen Sprung durch den Spiegel geschafft und mir mein eigenes Selbstbild geschaffen. Dank gebührt dem immerwährenden Erlebten im Vergangenen, welches hier unter dem Mantel des Schweigens gebettet bleiben soll, denn zum einen, „wen interessiert’s?“ und zum anderen „the moment is now!“ Was nicht heißen soll, dass der Leser hier von Gegenwärtigem verschont bleibt…
Gegenwärtig zieht sich der erlebte Moment, der Grund und Ursprung für die „Verbloggte Welt“ ist, nun schon 8 Monate durchs Gemüt. Zäh wie Kaugummi quält er sich durch den Kopf, den Magen, das Herz und vor allem durch die Seele, die sich viel lieber von anderen Gedanken ficken und berauschen lassen würde. Lässt du die Menschen auch nur in die Nähe deines kleinen Gefildes, dann kann es nur aus folgenden Gründen sein: du bist entweder zwanghaft mit ihnen aus monetären Gründen verbandelt oder aber sie sind so einzigartig und besonders, dass sie Platz im kleinsten Kreis finden. Von den smalltalk-haschenden „guten Bekannten“ hier mal abgesehen – denn die lauschen eh am liebsten ihren eigenen Geschichten.
Was aber, wenn eine, euch völlig unbekannte Person mit aller Macht in eure Welt eindringt, ohne dass sie eingeladen worden ist? Lauernd hinter einem imaginären Vorhang, immer bereit, hervor zu treten und euch mit Nichtigkeiten die Zeit zu stehlen. Notwendige oder, noch schlimmer, kostbare Momente finden Verschwendung in der Auseinandersetzung mit, in meinem Erfahren einer nur verbalen, aber dennoch verstörenden Kommunikation, die zwar einseitig daher kommt, aber gewaltsam auf Antworten drängt. Und das Beängstigendste daran ist, du bist nie darauf vorbereitet! Es kommt schleichend ums Eck und schonungslos fühlst du dich ausgeliefert, wie ein Reh, welches den auf sich gerichteten Lauf zwar ahnt, ihn aber im süßen Rausch der sommerlichen Lichtung nicht wahr haben will.
Hilflosigkeit ist es, die sich breit macht und soviel Raum einnimmt, dass es mir die Luft abschnürt. Stranguliert in eine Geschichte, die ich nicht selbst geschrieben habe. So fühlt es sich also an, wenn man nicht der Protagonist des eigenen Geschehens ist, sondern aus dem fahrenden Zug entgegen der Fahrtrichtung geschleudert wird und auf dem Rücken landet wie Gregor Samsa in Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“. Verwandeln – welch anmutiges Wort! Was momentan spürbar wird, ist eine innere Verwandlung, die sich so falsch anfühlt, dass mir schwindlig wird vor Übelkeit. Keine Anmut, kein leichter Umgang mit der Konfrontation – nein, eher eine Zwangsjacke, aus der es sich schnellstens raus gewunden gehört. Die Frage ist nur wie, denn in die Quere kommt mir zudem, dass ich eine andere Sprache spreche und nichts von dem verstehe, was just in dieser Zeit um mich vor sich geht. Wo ist die Ursache, der Motor des ganzen Dilemmas und wann fand dieses eigentlich seinen Beginn? Ich kann es nicht erinnern… Wahrscheinlich vernachlässigbar, rennt doch seitdem ein Ungeheuer neben mir her…
Wie der gesamte Verlauf des Lebens, verschwindet auch diese Frage mit der Zeit in der Tiefe der Schachtel des Vergessens. Das Geschehene sollte man ruhen lassen, die Zeit lässt sich bekanntlich nicht zurückdrehen, wie weise … mmmmppppffffff…. Allerdings kann weder ich, noch sonst irgendjemand sich davon frei sprechen, dass man aus dem Erlebten nicht unbedingt lernen, aber zumindest einige Umkehrungen im Zukünftigen treffen kann. Und da wären wir wieder, bei der wunderbar resümierten Anekdote über das Tragen eines Koffers, um den Rest der Welt mit dem Geräusch der Rollen zu verschonen. Was für eine falsche Rücksichtnahme, die selbstgefälliger nicht sein könnte. „Kannste halt so machen, aber dann isses halt Kacke!“
Dem konträr gegenüber steht mein, von der Mehrheit sicher als egoistisch befundenes Verhalten, exzessiv jeden Moment so auszukosten, als wäre es der letzte gelebte Augenblick im Jetzt und Hier. Man könnte mir ins Gewissen reden mögen, nur würde sich dann so stark Widerstand regen, dass es einer kleinen Revolution gleichkommen würde, deren Durchführung sich allein dadurch ausschließt, dass sie auf völliges Unverständnis stoßen würde. Was bleibst, ist der Genuss im Stillen, denn wie sang Herr Wecker schon vor Jahren: „Wer nicht genießt, ist ungenießbar!“ Aber warum den Blick auf mich richten, wenn ein fremdes Wesen mir die Sicht trübt und ungesehen Urteile fällt, allein aus dem Wunsch heraus, alleiniges Besitztum zu üben, des Prinzips wegen. Denn mehr lässt sich nicht lesen, aus diesem so kranken Tun, außer dass hier vielleicht tatsächlich Therapiebedarf besteht und dass es sich unter meine Haut gräbt bis tief hinein in die Seele. Ansteckungsgefahr? Nein, eher Ekel, der sich ausbreitet und einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, welcher die süße Köstlichkeit des Humors vergällt. Ich kann mir das Gefühl der Bedrohung erklären, es aber nicht ausblenden. Es zeigt mir, was mit ganz minimalistischen, strategisch geführten Mitteln aus dem Blick einer, mit Intelligenz nicht unbedingt verwöhnten Person, erreichbar sein kann. Verlier dein Ziel nicht aus den Augen, nur so kannst du es erreichen! Selbst, wenn du im Krieg die Seiten wechselst, wird sich an dieser Devise nichts ändern. Vielleicht ist die Ermangelung an Zielen der Grund für das Drehen des Messers in meinem Rücken. Und dass die böse Absicht hinter nichts, indem was ich tue, steckt. Das, was jemals von ihr zum Vorschein kann, ist mir mit den Jahren abhanden gekommen. Verflogen mit den Cabrio-Fahrern, die sich manchmal so sehr vermissen lassen. Schlussfolgernd also eine Entscheidung, um dem Horror zu entkommen.
„Ich lasse alles los, was ich nicht halten kann und nur, was mir gehört, kommt wieder bei mir an. Ich gebe alles, was geliebt war zurück, weil ich begreife, ich hab nur den AUGENBLICK!“
Alles hat man herausgefunden, nur nicht wie man lebt, denn wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist, was geschieht dann mit dem Rest? In diesem Sinne, DU TANZT MICH MAL! Denn nicht die Zeit vergeht, sondern der Mensch! Selbstmord wäre die Tür aller Türen, doch leider hat man nie an alle geklopft. Denn wer sagt uns wann und wer sagt uns wie und wer sagt uns jetzt und wer sagt uns NIE? Eins steht fest: ich möchte auf jeden Fall nicht im Sommer sterben!